Was hast DU so mit 9 Jahren gemacht?
...mein Sohn hat in dieser Woche seinen ersten Brickfilm gedreht...also quasi die ersten Schritte als Regisseur, Kameramann, Drehbuchschreiber und Produzent gemacht. Respekt! Als ICH 9 Jahre alt war, hatte ich noch andere Sachen im Kopf...aber gewiss nicht, dass ich mit meinen Legosteinen mal einen Film drehen könnte.
Tja...wie kam das denn? Alles fing damit an, dass der junge Mann einen für sein Alter etwas eigentümlichen Wunsch für das letztjährige Weihnachtsfest hatte...
...und zwar einen Camcorder. Das mussten wir dann erstmal verdauen, denn immerhin fragen Jungs in seinem Alter eher schon nach einem eigenen Handy. Aber nach einem Camcorder?? Es bedurfte also weiterer Investigativ- und Überredungsarbeit:
"...einen Camcorder? Was willst du denn damit, wenn ich fragen darf?"
"...Filme drehen! Mit meinem Kumpel! Und zwar Star Wars Filme!!"
"...aaaha..."
Na, das passte dann ja...immerhin hatte er ja vor einiger Zeit auch ein Lichtschwert aus Plastik bekommen. Aber trotz allem Wohlwollens darüber, dass der Junge nicht nach einem Handy oder einer Softair oder sonstigem Schnickschnack fragt, fand ich einen Camcorder als Weihnachtsgeschenk doch ein wenig...naja, sagen wir: ÜBERTRIEBEN.
Spätestens beim ersten Versuch, ein preislich angenehmes Objekt zu finden, starb dieses Projekt einen frühen Tod...und damit war das Thema dann erstmal vom Tisch.
...bis der junge Mann dann irgendwann im Internet einen Brickfilm zu sehen bekam. Dies hat ihn unglaublich beeindruckt...und seitdem möchte er sowas auch machen. Ist ja scheinbar nicht schwer: Einfach Fotos von seinen Legos machen...das schafft doch jeder!
Naja...sooo einfach war das dann aber doch nicht. Immerhin ist für sowas ein Auge für Details und eine gehörige Portion Geduld erforderlich...beides Dinge, die in seiner großen Taggingwolke nicht unbedingt groß geschrieben werden (um das mal webzweinullig vorsichtig auszudrücken). Außerdem hat er mit mir und Kess zwei studierte Medienwissenschaftler mit im Haus...und somit ein anspruchsvolles Publikum (welches ihm aber auch mit allerlei Tipps aushelfen kann).
Nach einigen ersten Gehversuchen bekam er dann eine ungefähre Ahnung von dem, was ihn erwartet. Eine erste Bilderserie (geknipst mit seinem Kumpel) war nicht brauchbar und zeigte schonungslos, worauf man noch alles achten muss: Eine ruhige Kamera (bzw. ein Stativ), eine gute Beleuchtung...und gut wäre es auch, wenn die Bilder alle SCHARF wären.
Aber wir hatten ja noch Schulferien...und wenn sich der Jung mal was in den Kopf gesetzt hat...
Eines Nachmittags kam er dann mit einem breiten Grinsen zu mir und verkündete: "Mein erster Film ist fertig! Kannst du den bitte mal testen?"
Mit einem skeptischen Blick (aufgrund des letzten Materials) übertrug ich die Fotos auf meinen PC. Aber das Ergebnis konnte sich dann doch sehen lassen:
Die Story: Ein Dieb läuft durch Lego City und raubt wahllos Personen aus. Ein Mitbürger, der sich durch davonlaufen dem diebischen Zugriff entziehen konnte, informiert sofort die Polizei und gibt eine detaillierte Personenbeschreibung ab. Währenddessen steigt der Dieb nach einer Taxifahrt an einer Kreuzung aus und wird von einem Mitbürger erkannt. Dieser ruft die Polizei, welche daraufhin sofort eintrifft und ihn verhaftet (den Dieb, nicht den mutigen Mitbürger).
Und was soll ich sagen? Für den ersten Versuch eines neunjährigen Jungen ist das noch gar nicht so schlecht. Ich als alter Medienwissenschaftler habe natürlich noch einiges zu meckern..zum Beispiel die nicht aufgelöste tiefergehende psychologische Bedeutung der Burgfräuleinskopfbedeckung des Diebs (lässt auf eine schwierige Kindheit schließen)...oder warum sich links hinter der Polizeistation das Requisitenlager von George Lucas befindet.
Oh...und noch ein wichtiger Hinweis des Regisseurs: Der Dieb wird am Ende NICHT von der Polizei überfahren! Er fällt lediglich aufgrund der großen Anzahl Polizisten in Ohnmacht.
Ja...dann würd ich mal sagen: Weiter so! Kanns kaum erwarten, den nächsten Batman-Film zu sehen...
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